• Dezember 16, 2022
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Ein Restaurant in einem Hotel ist nicht nur eine wichtige Einnahmequelle für das Haus, sondern kann auch dessen Ruf nachhaltig in die Welt tragen. In Dresden gibt es davon nicht viele. Das Dampfschiff im Hilton gehört jedenfalls nicht dazu. Meist handelt es sich um Sterne-Gastronomen oder Lokale, die etwas Besonderes bieten. Im Hilton gab es einmal ein so besonderes Restaurant. Das Rossini. Aber die Zeiten ändern sich überall. Das Dampfschiff ist ein solides und besonders bei Touristen beliebtes Gasthaus. Es liegt direkt an der hinteren Mitteltreppe der Brühlschen Terrasse in der Münzgasse. In den letzten Monaten war geschlossen, davor sehr karg besetzt, gab es eine Art Notbetrieb. Das Personal klagte über viele Ausfälle. Aber wo gab es das nicht... Wir gehen hier gern mal vorbei, wenn wir etwas deftiger essen wollen.

Geht es Euch auch so, dass die Symmetrie des Gedeckes einen als Gast irgendwie verwirrt?
Aber genau so ist uns Getränk und Teller serviert worden. Wir waren im Dampfschiff im Hilton Dresden und probierten Gulasch, Klöße und Rotkraut. Es war okay und wir wurden satt, hätten einen Kloß mehr gut gefunden und wenn das Essen etwas wärmer gewesen wäre. Der Kloß war etwas hart und trocken und bei Fleisch und Soße hätten wir uns etwas mehr Würze gewünscht. Da das Rotkraut wirklich sehr kalt war, können wir einen Geschmack nicht bewerten. Wir nahmen nur eine Miniportion. Kaltes Rotkraut schmeckt nur roh. Nicht gekocht und abgekühlt.
Wir wollten aber den armen Kellner, der sehr nett war, nicht unnötig stressen. Man spürte die Hektik und Anspannung. Viele Kranke hätten sie, meinte er und verschwand alsbald auf Nimmerwiedersehen. Das ist keine philosophische Floskel. Wir saßen nach dem Essen vor unseren Tellern sehr lange und sagen gar keinen mehr vom Personal. Ohne Übertreibung sicher eine halbe Stunde. Wir gingen durch den Gastraum, auch in den Gang zum Hilton, zum Fahrstuhl... Es war wie ausgestorben und gruselte uns. Weder im Außen- noch im Innenbereichen war noch ein weiterer Mensch außer uns. Wir konnten nicht zahlen, nichts mehr bestellen, es wurde auch nicht abgeräumt und wir froren. Saßen wir doch mit Decken draußen unter den Heizstrahlern bei ein paar Grad über Null. Irgendwann tauchte eine Kellnerin auf und räumte an der anderen Seite Tische ab. Wir standen auf, gingen zu ihr und meldeten uns als Vergessene. Sie schaut zu uns rüber, schaute sich um und meinte, sie komme gleich wieder. Dann verschwand sie. Neeeeiin! Nicht wieder verschwinden! Wir suchten sie erneut im Innenraum. „Hallo?“ Eigentlich hätten wir schon lange ohne Bezahlung gehen können. Aber das machen wir natürlich nicht...

 

Wir froren tapfer weiter, durften viele Minuten später bei ihr unsere Rechnung begleichen. Wo waren alle hin? Sie seufzte. Unser Kellner jedenfalls war wohl kurzfristig ins Vorderhaus an der Brühlschen Terrasse abberufen worden, erzählte sie. Dann hatte es für eine Weile im Dampfschiff ein Service - Vakuum gegeben. 

Alles gut ausgegangen. Deftige Küche gibt es im Dampfschiff in Dresden. Besonders im Sommer sitzen hier an den Brühlschen Terrassen viele Touristen. Aber auch bei kälteren Temperaturen kann man unter Heizstrahlern und mit Decken sitzen.

Wir fänden es noch gemütlicher, wenn das Hilton den Blick in die kleine Küche gegenüber und auf den großen Mülleimer mit einer Tür verschließen würde. Sonst aber kann man hier zu „normalen Zeiten“ durchaus mal einkehren. Man hofft ja, dass das Problem mit den Personalausfällen und wenigen Gästen demnächst besser wird und die Routinen in der Restaurants und Hotels irgendwann mal wieder greifen können.