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Lippe‘sches Gutshaus - Dorfanger 19, 01665 Diera-Zehren OT Zadel
Erst war der Wein: Lippe‘sches Gutshaus - Dorfanger 19, 01665 Diera-Zehren OT Zadel
Die Fahrt wird lang. Felder, Dörfer, selbst von Meissen dauert es noch einmal ... Minuten. Als wir dann, es ist Sonntag Abend, endlich im Lippe‘schen Gutshaus in Zadel ankommen, wundern wir uns. Kein Auto, keine Menschenseele. Aber ein romantisch beleuchteter Weingutshof. Wir suchen die Tür. Wow! Dahinter verbirgt sich eine wunderschöne, gemütliche Weinstube. Leider ist auch hier kein Mensch. Doch! Der Kellner Ronny Schmidt. Wir kennen ihn noch aus früheren Jahren als er noch im Suitess arbeitete. Er bringt uns an unseren Platz. Es ist sehr familiär – nur wir und der Kellner. Und zwei Leute in der Küche. Sonst weit und breit kein Mensch. Wir haben die Empfehlung aus dem Kochsternstunden-Katalog und wollen das Menü probieren. Nach einem Cocktail geht es los: Ziegenkäse-Lauch-Cannelloni mit Apfel-Chutney von heimischen Apfelsorten, dazu wird ein Schluck vom 2014 Riesling, VDP. Gutswein gereicht. Längere Zeit danach folgt. Cremesuppe von der Schwarzwurzel mit hausgemachten Krebsraviolo und ein 2013er Pinot Blanc de Noir Kabinett. Natürlich sind die Weine vom Gut. Und natürlich trinken wir oft auch in anderen Restaurants Wein von Prinz zur Lippe. Aber hier schmeckt er ganz anders, viel intensiver. Hier ist der Wein zu Hause. Und das fühlt man. Er passt so harmonisch zum Ambiente, dem Essen und der Atmosphäre, dass es ein entspannender, wohliger Genuss ist. Man schmeckt – erst war der Wein, dann kam der Rest.Bis der Rest des Menüs kommt, dauert es allerdings sehr lange. Wir schauen auf die Uhr. Die Zeit scheint extra langsam zu vergehen, weil es so leer ist. Und wenn der Kellner länger verschwunden ist, gehen uns am Tisch die Gespräche aus. Wir trommeln auf den Tisch, schauen aus dem Fenster, strecken die Füße aus. Die Stimmung kippt. Als der Kellner endlich wieder aus der Küchentür tritt, sind wir erleichtert. Zwar bringt er immer noch nicht den dritten Gang, aber wir können uns zumindest etwas über das Restaurant unterhalten. Seit 2009 steht das gutseigene Lokal für bodenständige und zugleich raffinierte frische Küche aus regionalen Zutaten. Feine Speisen, die perfekt die Proschwitzer Weine ergänzen und für höchsten Genuss stehen. Diese gelungene Symbiose wurde bereits im Jahr 2010 von der renommierten Association der Chaine des Rotisseurs gewürdigt und das Restaurant in diese Gemeinschaft der herausragenden Gastronomen aufgenommen. Diese Auszeichnung sei Ansporn, die Gäste zu verwöhnen. Man will beste kulinarische Qualität als auch perfekten Service bieten. Wir sind mit bei dem zufrieden, nur die Leere und die Wartezeit wird langsam ungemütlich. Wir hatten doch bestellt, sogar vorab schon das Menü. Wir sind die einzigen Gäste... Gefühlt nach endlosen Stunden kommt Gang Drei. Perfekt serviert, perfekt angerichtet. Gebratene Lammpraline mit rotem Zwiebelconfi. Wir schwelgen in Genuss. Wir bekommen einen 2013 Grauburgunder Spätlese kredenzt, der im Holzfass gereift ist. Das Schwelgen wird ein Schweben. Zwar nehmen wir jeweils nur einen Schluck, wir müssen noch fahren, aber es geht uns gut. Die Wartezeit wird leichter. Der letzte Gang kommt: Tonkabohnen-Mousse im Baumkuchenmantel an Grand Manier-Gelee und Blutorangensorbet. Dazu nur noch einen Hauch 2011er Traminer Auslese für den Beifahrer. Geschafft! Drei Stunden als einzige Gäste. Eigenartig. Zum Schluss gibt es ein paar Meinungsunterschiede bei der Rechnung. Wir geben schnell nach, wollen uns das Genussgefühl erhalten.
Fazit: Die besten Weine der Region, grandioses Essen, tolles Ambiente! Als Sterne-Esser würden wir behaupten, dass es Zeit wird für Michelin, hier zumindest mal einen Stern dazu lassen.