• 3490 Aufrufe

Restaurant william - Theaterstraße 2

Der Zugang zum william ist besonders. Man geht Theatertreppen nach oben, vorbei an Statuen großer Dichter und Denker und kann die kleine Tür auf der linken Seite fast übersehen. Ist hier ein Restaurant? Wir gehen durch die Tür und landen zunächst in einer Art Bar-Raum. Überraschend. Nett. Wow!

 

Das sich anschließende Restaurant ist anders als gewohnt. In der Mitte sitzt man auf Polsterbänken, die Wände sind bemalt, aus den Fenstern blickt man Richtung Zwinger und Schloss. Uns gefällt es. Trotzdem ist die Atmosphäre am Anfang etwas steif. Nur ein weiterer Tisch ist besetzt, später ein dritter. Eine junge Kellnerin bedient uns, ist sehr ruhig und zurückhaltend. Wir sind sehr irritiert. Das wird besser, nachdem wir uns einen Veuve Clicquot (0,1l/12 Euro) gegönnt haben. Wo es einen ordentlichen Veuve gibt, kann es nur gut sein. Das bestätigt sich dann auch bei den Vorspeisen. Zum marinierten Lachs mit Honig-Orangen-Sauce trinken wir einen 2015er Weißburgunder Anette Closheim von der Nahe.  Der Kollege nimmt zum Rahmsüppchen von der Esskastanie einen 2015er Spätburgunder Rosé vom Weingut Weedenborn Rheinhessen. Das Kastanien-Süppchen wird rundum verkostet und versetzt in Euphorie. Kennen Sie das, wenn Sie selbst im gediegenen Restaurant der Versuchung nicht widerstehen können, mit dem Brot den Teller auszuwischen? Wir bestellen weitere Kastanien-Süppchen. Jeder will nochmal. So toll! Der Hauptgang überrascht dann schon wieder. Die geschmorte Bauernente mit karamellisiertem Rotkohl ist High Class angerichtet. Die Mini-Kartoffelklöße werden nur mit einem Klecks Soße serviert. Bei Bauernente hat man so ein bestimmtes Bild vom Teller vor sich. Der hier sah ganz anders aus. Aber wir mögen es sehr, überrascht zu werden. Den 2015er Cuvee Noir vom Weingut Emil Bauer & Söhne aus der Pfalz hat die Küche ausgesucht. Wir genießen es sehr, wenn die Weine mit den Gerichten abgestimmt sind. Nur so sind die Gerichte komplett. Der Wein passt auch sehr gut zum Betrachten der Wandgemälde. Nackte Körper, eigenwillige Ornamente. Eieiei - was ist denn hier los? Kunst? Theaterkunst? Schlechter Geschmack? Wir müssen lächeln. Das william ist eben anders. Gut so! Die Desserts sind ebenso exquisit im Geschmack wie alles, was Sternekoch Stefan Hermann verantwortet. Auch wenn das william keinen Stern hat und die reguläre Karte natürlich auch den Theaterbesuchern gerecht wird. Das Dessert ist auch gut: william Bratapfel mit Mohnschaum & Vanilleeis, dazu einen Porto White Ramos Pinto. Wunderbar! Unser 4-Gänge-Menü ist insgesamt für 42 Euro pro Person zu haben. Da bekommt man für einen moderaten Preis sehr viel Geschmack. Der Nachschlag zu den Suppen ist auf der Rechnung nicht mal extra verbucht. Sehr großzügig!

 

Fazit: Das william hat schon fast den Charakter eines Geheimtipps, denn man hat es, so versteckt im Theater hinter dem Zwinger, nicht automatisch im Kopf, wenn man an Dresdens gehobene Restaurantszene denkt. Das Credo: Deutschen Küche - modern, schlicht, aber geschmackssicher zubereitet.