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Frühstück lieber woanders
Nein, sexy ist das Oswaldz auf der Bautzner Straße absolut nicht. Auch, wenn es brachial so tut, als wäre es. Der lässige Chef umarmt die junge blonde Kellnerin lassziv hinter der Theke und presst sich intensiv an sie. Sie schiebt ihn mit weinerlicher Miene weg.
Das wollen wir nicht sehen! Nicht am Morgen mit Arbeitskollegen bei einem Meeting! Irgendwie gar nicht! Netter wäre, wenn sich beide um den Service kümmern würden. Wir sitzen eine halbe Stunde am Tisch, bis wir auf Nachfrage erfahren, dass wir vorn an der Theke bestellen sollen. Wir gehen an die Theke, werden wieder ignoriert bis wir erneut nachfragen. Wir sollen um die Ecke an die Stirnseite der Theke gehen und neben der Kasse bestellen. Was für ein Theater! Einen halben Meter weiter? Hört man uns im leeren Gastraum sonst nicht? Wir nehmen einen schnellen Imbiss. Nur weg hier! Der zweite Besuch - wir geben allen eine zweite Chance - wird ebenso unglücklich. Dieses Mal bestellen wir gleich an der Kasse. Zwei Blondinnen mit scharzen T-Shirts muffeln uns entgegen. Bircher Müsli ist ausgeschrieben. "Ist alle", wird die Bestellung wortkarg abgeschmettert. Wir bestellen Latte Macchiato (3,70 Euro), ein Croissant (1,90 Euro), ein Bergkäse Sandwich (3,90 Euro) und einmal Granola klein (2,70 Euro). Das Granola ist viel zu süß, das Sandwich, mit Faden zum Paket geschnürt, ist pappig. Beides essen wir nicht auf. Am besten schmeckt uns der frisch gepresste Orangensaft (kleines Glas 3,20 Euro). Da kann man nichts falsch machen. Und der Latte? Der schmeckt. Ansonsten prangt uns wieder ein lassziv nach hinten gebeugter Frauenkörper im Minirock auf einem großen Bild entgegen. Beim Anstehen an der Kasse, es dauert lange, sieben Kunden stehen wartend vor uns, bekommen wir auf einem Schild noch eine Hashtag-Empfehlung: "Wie liebst Du?" werden die Frühstücks-Gäste gefragt. Das Motto des 2013 eröffneten Cafés ist übrigens "... ein Raum der Kreativität und Offenheit, Neugier und Abenteuer, Entdeckung und Lebenslust". Wir wollten einfach nur ein gutes Frühstück.
Fazit: Nichts für Familien, Mitarbeiter- oder Kundentreffen. Frühstück mit leichtem Übelkeitsfaktor - inhaltlich und geschmacklich. Die Getränke waren gut. Sonst würden wir das Oswaldz vielleicht für den älteren Herren mit junger Freundin am Abend zum Rotwein empfehlen. Frühstück lieber woanders!