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Hotel zum Bären

Wenn man als Restaurantkritiker mal einen richtigen „Kracher“ erleben möchte, ist es manchmal ratsam, einen etwas weiteren Weg in Kauf zu nehmen. Wir fahren 40 Minuten bis Oberbärenburg und dinieren im „Hotel zum Bären“. Das 4-Sterne-Hotel liegt fast mitten im Wald und besticht durch einen entspannten, eher rustikalen Ser- vice und eine außergewöhnlich schmackhafte Küche. Die vielen Wildgerichte auf der Karte sind sogar mit der Herkunft des Wildes ausgewiesen, bei anderen Speisen nennt sie der Restaurantleiter beim Anbieten. Extraklasse! Wir wählen eine Wild- pfanne und ein Nudelgericht. Aber etwas zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich: Ein Chateau Briand flambée für zwei Personen. Wir sehen uns mit hochgezogenen Augenbrauen an. Die hohe Kunst der Küche hier im Osterzgebirge? Das wollen wir wissen! Bei der Bestellung schlägt uns der Restaurantleiter vor, zwei Pfeffersteaks stattdessen zu nehmen – wegen der geringeren Menge. Nein, nein – jetzt wollen wir es wissen! So wie es in der Karte steht, bitte! In der Karte steht auch, dass bei allen Bratgerichten mit einer Wartezeit von ca. 30 Minuten zu rechnen ist und man bittet um Verständnis. Gute Idee! So kann man vorher wählen, ob man bereit ist, zu warten und man weiß genau, woran man ist. Wenn schon Chateau Briand, dann darf es auch eine Runde Mango-Prosecco sein. Vor der ablaufenden Wartezeit kommt der Service zum Tisch und fragt, ob jetzt serviert werden könne, in zwei Minuten sei das Fleisch so weit. Schnell holen wir einen Testesser von der Raucherpause zurück und sitzen gespannt wie zu Weihnachten, was da wohl kommen mag. Der Beistelltisch wird rangeschoben, das Messer gewetzt, die Kerze entzündet und dann kommt der Kellner mit einem Riesenstück Fleisch, 400 Gramm, schon beim An- schauen eine Freude. Der Restaurantchef persönlich brät und wendet das gute Stück in der Pfanne, er erzählt Wissenswertes vom Geschmack, von Soßen, den besten Schnäpsen zum Flambieren und auch hier wieder, wo das besondere Rind für das Chateau Briand herkam. Festhalten: Von einem Züchter aus dem Erzgebirge! Dieser hat sich spezialisiert auf das Züchten der speziellen Rinder. Der Chef schneidet das Filet in vier Scheiben, übergießt es mit der Soße und serviert auf zwei Tellern. Es ist rot, aber nicht blutig. Gerade wie es sein soll. Und der Geschmack: Köstlich! Das beste Fleisch, das wir als Restaurantkritiker bisher in Dresden und Umgebung gegessen haben (die Küche der Gourmetköche wie Mario Pattis und Uwe Hermann natürlich ausgenommen). Wir genießen mit geschlossenen Augen. Hm, endlich mal wieder ein wahrer Genuss. Schön! Die Kartoffelvariationen dazu ignorieren wir mal (Kroketten, eine halbe blankgeputzte Kochkartoffel und ein Kartoffeltaler, nö!) und als Gemüsebeilage eine Zucchini und Brokkoli. Trotzdem kein Problem, das Fleisch überstrahlte geschmacklich alles. Toll! Mit den anderen Speisen waren wir auch zufrieden. Die Wildpfanne kam im Pfännchen daher mit kräftig gewürzten Waldpil- zen, die Nudeln und die Gemüsepfanne waren auch sehr in Ordnung. Die Rechnung betrug genau 100,00 Euro. Darauf fragten wir lachend nach einem Schnaps aufs Haus, den wir auch freimütig erhielten.

Fazit: Die beste Küche im Osterzgebirge, das beste Fleisch in der Region. Die Anfahrt nach Oberbärenburg lohnt sich. Man kann mit einem Waldspaziergang, einer Wanderung oder auch einer Übernachtung direkt im Hotel kombinieren. Sehr empfehlenswert!