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La Villetta

Augsburger Straße 17

Man sollte sich nie auf seinem Ruhm ausruhen. Als das La Villetta neuwar, zog es die Gesellschaft durchaus in das Striesener Restaurant. Aber esscheint, als ob die Belegschaft in den letzten zwei Jahren die zunehmendeKonkurrenz in unmittelbarer Umgebung etwas unterschätzt hat. Manchmalsollte man nachbessern, sich verbessern oder einfach dafür sorgen, dassService, Angebot und Küche auf ansprechendem Niveau bleiben.Wir haben es nach zwei Jahren einmal wieder getestet und waren entsetzt. Obwohlwir gleich kurz nach der Öffnung am Mittag eintrafen, und obwohl erstwenige Tische besetzt waren, wurden wir ignoriert. Wir saßen und saßenund saßen immer noch. Als wir der Kellnerin ein Zeichen gaben und nachder Karte fragten, begrüßte sie uns mit: „Ich kann nicht hexen.“Die Kartekam dann, und wie schon früher verstanden wir kaum ein Wort. Entwederwill man den Gästen im La Viletta beweisen, wie dumm sie sind, oder zeigen,wie klug man selbst ist. Wir überfl ogen die Vorspeisen von Affettatimisti, Sarde in saor und Trofi e al Pesto, überlegten, ob wir ein Crostini mitLardo nehmen oder doch lieber ein Tagesangebot.Dort konnten wir wählenzwischen Burrata, Merguez, Garganelli, Pacceri und anderem. Als Dolcegab es unter anderem Beerenparfait mit Vin Santozobaione und Crespelle.Die Entscheidung fi el schwer – ob wir uns zu Gourmetbanausen erklärenlassen sollten, ob wir um die jeweilige Erklärung oder gleich um ein italienischesWörterbuch bitten sollten.Eigentlich waren wir nur gekommen,um zu essen. Nach der genervten Erklärung der Kellnerin entschieden wiruns für Merguez mit Kichererbsen. Dann warteten wir wieder und warteten.Dann kam die Kellnerin mit der Nachricht, dass es dieses Gerichtvon der aktuellen Tageskarte bei Tagesbeginn gar nicht gab. „Wir habenkeine Erbsen“, war die Erklärung. Warum es dann zu Beginn des Tages,an dem wie gesagt die aktuelle Tageskarte galt, dass was an diesem Tagempfohlen wurde, gar nicht da war, erklärte sie uns nicht. Wir gingen wiederzum Warten über. Das allerdings lohnte sich dann irgendwann, später,viel später, als das Essen kam. Das war dann nämlich geschmacklich super.Die Wartezeit gestaltete sich dann doch recht kurzweilig, weil wir die Gesprächeam Nachbartisch mithören mussten, und das ist ja dann auch sehrinteressant. Unsere Gespräche allerdings sollte dann keiner hören, was aberebenfalls nicht zu vermeiden war, und das war dann sicher für die anderenkurzweilig. Der rechte Fan von dieser Straßenbahnbestuhlung, wo alle nebeneinandersitzen, die das gar nicht wollen, bin ich nicht.Auch wenn eseinst schick war. Praktisch für Geschäftsessen ist es nicht, für Journalistenund Agenten schon eher, aber gemütlich ist es auf KEINEN FALL. Als wirdann wieder ordentlich gewartet hatten, durften wir zahlen (Merguez für9,80 Euro, Penne Kalbsragout 10,50 Euro).

Fazit: Gemütlich ist das La Viletta nicht. Für ein Geschäftsessenist es wegen der indiskreten Bestuhlung auch nichtwirklich geeignet. ein schnelles Mittag zwischendurch ist wegender „entspannten“ Bedienung absolut nicht möglich. Bleibt nurdie gute Küche. Doch die gibt es auch bei den Nachbarn undden anderen restaurants in unmittelbarer umgebung. undfalls sie doch mal hingehen wollen: ein italienisches Wörterbuchmitnehmen!